Stadtgruppe Münster
Eine Untergruppierung der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V.

Vortrag am 15. April 2022 – Auf der Suche nach einer der bizarrsten und seltensten Echsen der Welt. Biodiversität im Nebelwald und Páramo in Ecuadors Anden

Liebe Mitglieder und Freunde der DGHT-Stadtgruppe Münster,

wir freuen uns, euch am Freitag, den 15. April, zum Vortrag

„Auf der Suche nach einer der bizarrsten und seltensten Echsen der Welt.
Biodiversität im Nebelwald und Páramo in Ecuadors Anden“

in der Zooschule des Allwetterzoos begrüßen zu dürfen.
Der Vortrag findet wie üblich am 3. Freitag des Monats statt.
Einlass ab 18.45 am Haupteingang des Allwetterzoos.
Vortragsbeginn 19.00Uhr in der Zooschule.

Gäste sind herzlich willkommen.

Herzliche Grüße,
Jochen & Christian

Das südamerikanische Land Ecuador, das wie der Name schon andeutet, vom Äquator durchschnitten wird, gehört zu den artenreichsten Ländern der Erde.  Für südamerikanische Verhältnisse ist es ein relativ kleines Land und erreicht in etwa die Landesfläche Großbritanniens. Ecuador weist eine unglaubliche Artenvielfalt auf und rangiert unter den artenreichsten Ländern, nach Brasilien und Kolumbien, weltweit an dritter Stelle. Als sogenannter Biodiversitätshotspot sind viele Arten hier endemisch, das heißt sie sind für die Region einzigartig und kommen nur hier vor. Viele dieser Arten sind zudem durch die vielfältigen negativen Umweltveränderungen des Menschen hochgradig bedroht. Ein Großteil der Biodiversität in dieser gefährdeten Region ist sogar noch völlig unbekannt und droht auszusterben, noch ehe sie der Wissenschaft überhaupt bekannt geworden ist.

Diese ohnehin schon enorme Vielfalt tropischer Ökosysteme erreicht in Ecuador ungeahnte Ausmaße. Hierzu trägt vor allem die besondere geografische Lage bei. Das Land wird von der Kordillere der Hochanden geteilt. So einzigartige Lebensräume wie die Paramos, die andinen Nebelwälder, die pazifischen Küstenregenwäldern im Westen und das amazonische Tieflandregenwaldgebiet im Osten, ließen eine enorme Palette an ökologischen Nischen entstehen.   Der berühmte Galapagos Archipel gilt als das Paradebeispiel für Evolution schlechthin. Hier festigte Charles Darwin seine Evolutionstheorie zur Entstehung der Arten. Alexander von Humboldt und sein Reisegefährte Aimé Bonpland erforschten in den Andenregionen Ecuadors die höchsten Vulkane Chimborazo und Cotopaxi. Mit seinen hier gewonnenen Erkenntnissen gilt Humboldt als Gründer der Tropenökologie und Pflanzengeographie. Beeindruckt von der Vielzahl der Pflanzen der Andentäler stellte er ab 1809 Hochrechnungen zur Biodiversität mit außerordentlicher Präzision an, die noch heute beeindrucken. Deshalb ist es umso tragischer, dass gerade diese Regionen heute zu den gefährdetsten Lebensräumen gehören. Die Tier- und Pflanzenwelt hat etliche Superlative zu bieten. So kommen in Ecuador über 1600 Vogelarten vor. Das sind mehr Arten, als es zusammengenommen in Europa und Nordamerika gibt.  Birdwatcher und Ökotouristen aus der ganzen Welt kommen hier her, um so bekannte neotropischen Arten wie Quetzal, Roten Felsenhahn, Motmots, Tangare oder verschiedenen Tukan- und Araarten zu beobachten. Aus Ecuador sind bis heute allein 140, der nur in der Neuen Welt beheimateten, etwa 370 Kolibriarten beschrieben worden.

Aber auch die „nichtbefiederte“ Herpetofauna dieses tropischen Landes ist enorm vielfältig und so sind von hier etwa 580 Amphibienarten bekannt. Damit liegt Ecuador hier an dritter Stelle.  Mit etwa 480 Reptilienarten hat Ecuador, bezogen auf die Landesfläche sogar die größte Artendiversität weltweit.

Eine der außergewöhnlichsten hier vorkommenden Reptilienarten ist der, mit seinem optisch äußerst bizarr anmutenden Nasenfortsatz ausgestattete Pinocchioanolis (Anolis proboscis). Eine kleine zu den Leguanverwandten gehörende Echse, die nur in einem winzigen Nebelwaldschutzgebiet um den, vor allem bei Birdwatchern beliebten Ort Mindo, vorkommt. Die kleine Echse mit dem unverwechselbaren Horn auf der Nase, galt seit ihrer Entdeckung Anfang der 1950er Jahre, als verschollen und war nur von einem einzigen männlichen Exemplar, welches der wissenschaftlichen Erstbeschreibung zugrunde lag, bekannt.  Es stand schon zu befürchten, dass dieses skurrile Kleinod der Evolution ausgestorben ist, bevor es vor einigen Jahren, eher durch Zufall, von einem Ornithologen, wiederentdeckt wurde. Im Jahre 2014 gelang es auch dem Vortragenden Christian Langner vom Allwetterzoo Münster, diese seltene Echse in ihrem Lebensraum zu beobachten und fotografisch zu dokumentieren. Darüber hinaus werden weitere Reptilien- und Amphibienarten aber auch viele andere Tiere und Pflanzen, vor allem der alpinen Hochlandsteppen der Paramos sowie der artenreichen Nebelwälder Ecuadors, vorgestellt. An einigen Stellen wird auch auf wissenschaftshistorisch bedeutsame Orte eingegangen, die an das Wirken des berühmten deutschen Naturforschers Alexander von Humboldt in Ecuador erinnern.