Amphibien und Reptilien der Neotropis – Entdeckungen deutschsprachiger Forscher in Mittel- und Südamerika – Dr. Axel Kwet – Vortrag am Freitag, den 09.06.2023
Liebe Mitglieder und Freunde der DGHT-Stadtgruppe Münster,
nachdem uns beim letzten, wieder sensationell gut besuchten Vortrag, Prof. Böhme mit seinem spanenden Expeditionsbericht u.a. zu den erstaunlichen Anfängen des Uramazonas auf „afrikanischem Boden“ im Urkontinent Gondwana geführt hat, und wir so zumindest am Rande unser diesjähriges Motto „Südamerika Spezial“ gestreift haben, kommen wir nun zurück zum eigentlichen Themenschwerpunkt – Südamerika.
In einem weiteren Blockbuster unserer diesjährigen Vortragsreihe, freuen wir uns ganz besonders, am 09.06.2023 Dr. Axel Kwet, den Geschäftsführer der DGHT, begrüßen zu dürfen. Er wird uns Brasilien, das größte Land Südamerikas, vorstellen und uns die Höhepunkte seiner über zwei Jahrzehnte andauernden Forschungstätigkeit in seinem PowerPoint-Vortrag präsentieren. Außerdem wird uns Axel die spannende Geschichte der herpetologischen Erforschung Südamerikas näherbringen. Hierzu ist er als fundierter Kenner der Region und Herausgeber des faszinierenden Mertensiella-Bandes „Amphibien und Reptilien der Neotropis – Entdeckungen deutschsprachiger Forscher in Mittel- und Südamerika“, prädestiniert wie kaum ein anderer!
Wir bitten das abweichende Datum zu berücksichtigen! Aus terminlichen Gründen findet der Vortrag ausnahmsweise am 2. Freitag des Monats, am 09.06.2023, statt.
Einlass ab 18:30 Uhr am Zooeingang
Vortragsbeginn 19.00 Uhr, in der Zooschule des Allwetterzoos
Abendbeitrag 5 Euro
Gäste sind herzlich willkommen
Im Anschluss werden wir beim Griechen Irodion/ Lohmann, Mecklenbecker Straße, in Münster einkehren.
Wir freuen uns auf Euer zahlreiches Kommen
Christian und Jochen

200 Jahre Amphibienforschung in Südbrasilien – Terra incognita zwischen Araukarien und Atlantischem Regenwald
Vortrag von Dr. Axel Kwet, DGHT
Der bei uns nur wenig bekannte Süden Brasiliens ist von einem mächtigen Vulkanplateau geprägt, das vor rund 130 Millionen Jahren während der erdgeschichtlichen Trennung Südamerikas und Afrikas entstand. Auf den heute bis zu 1.400 m hohen, ausgedehnten Flächen des Hochlandes dominieren heute urtümliche Araukarienwälder und offene Campos-Graslandsavannen, die steilen und unzugänglichen Berghänge sind mit den Resten der südlichsten Ausläufer des Atlantischen Küstenregenwalds Brasiliens bedeckt, der heute zu 95 % verschwunden ist. Am südöstlichen Rand des Plateaus schneiden sich gewaltige Schluchten und einige der tiefsten Canyons Lateinamerikas Hunderte von Metern tief in die Hochfläche hinein.
Dieses subtropische und sehr artenreiche Gebiet der beiden südlichsten brasilianischen Bundesstaaten, Rio Grande do Sul und Santa Catarina, war vor 200 Jahren noch dünn besiedelt und weitgehend unerforscht. Erst 1822 begann mit der Unabhängigkeit Brasiliens die Erschließung dieser südlichen Gebiete durch europäische Einwanderer, vor allem aus Deutschland. Siedlungen wie Blumenau, Pomerode oder Hansa-Humboldt zeugen von dieser kolonialen Geschichte. Auf den Spuren der deutschen Immigranten und bedeutender Naturforscher wie Johann Baptist Spix oder Prinz zu Wied-Neuwied, verläuft der herpetologische Streifzug durch das unbekannte Südbrasilien.
Aus der vielfältigen Fauna ragen neben Schlangen insbesondere die Amphibien mit zahlreichen Arten heraus, die zu Beginn der Forschungen des Vortragenden 1995 oft noch unbekannt waren und erst in den letzten Jahren wissenschaftlich bearbeitet und beschrieben wurden. Eindrücke von dieser faszinierenden Region und ihrer spannenden (Herpeto-)Fauna werden nicht nur im Bild, sondern auch durch Tonaufnahmen der ungewöhnlichen Froschrufe sowie kleine Filmsequenzen vermittelt.
Vita des Autors
Dr. Axel Kwet ist promovierter Biologe und seit frühester Kindheit von Amphibien und Reptilien begeistert. Der 1965 in Esslingen geborene Herpetologe (Lurch- und Kriechtierforscher) lebt heute mit Sohn Leo und Lebensgefährtin Ute in Fellbach. Nach dem Abitur und Zivildienst in Stuttgart führte sein Weg zunächst an die Universität Tübingen, wo er 1993 sein Biologiestudium mit einer Diplomarbeit über die Amphibien des Federseegebiets abschloss. Nach Studienaufenthalten in Südbrasilien im Rahmen eines deutsch-brasilianischen Forschungsabkommens, wobei er mehrere Froscharten entdeckt und wissenschaftlich beschrieben hat (der Pfeiffrosch Adenomera kweti wurde auch nach ihm benannt), folgten die Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) und von 2000–2011 eine Anstellung als Herpetologe am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart.
2003 begann Axel Kwet seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Bereich Feldherpetologie/Artenschutz als Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) – die weltweit größte Vereinigung, die sich speziell mit Amphibien und Reptilien befasst. Nebenbei betätigte er sich als Redakteur und Lektor sowie freiberuflicher Wissenschaftsjournalist, Fotograf und Autor zahlreicher Publikationen. Seit 2018 ist Axel Kwet hauptberuflich Geschäftsführer der DGHT und bis heute Mitglied der „Amphibian Specialist Group“ der IUCN (Weltnaturschutzunion). Zu seinen großen Interessen zählt neben Reisen, Sport und Fotografie auch die fachkundige Terraristik, also die pädagogisch wertvolle Beschäftigung mit Amphibien und Reptilien im Rahmen von Haltung und (Erhaltungs-)Zucht.